Klovkolosch (Gast) - 7. Feb, 23:23

Zu starke Reduktion der Komplexität

In der Tat wird man meiner Einschätzung nach der komplexen Lage in Syrien nicht mit einseitiger bzw. vor allem emotionaler und teils oberflächlicher Berichterstattung nicht gerecht. Wenn man "empört" ist über die Lage in Syrien ist dies zunächst emotional verständlich. Aber das sollte eher Ansporn sein, sich differenziert und tiefergehend mit dem Land bzw. der Situation dort zu beschäftigen. Das findet aber nur teilweise statt und oft gar nicht oder nur als Randbemerkung Eingang in große Leitmedien-Artikel.

Wenn man hingegen nur einen Buhmann sucht, auf den man - unabhängig von der tatsächlichen Lage der Menschen in Syrien - schnelllebige Empörungs-Aufmerksamkeitszyklen projizieren kann, dann reicht es Schwarz-Weiß-Bilder zu entwerfen. Die Situation wird dann als einfacher Dualismus dargestellt, wie jetzt in Syrien mit tyrannische Regierung gegen friedliebende Opposition. Und im Sicherheitsrat gute, interessen-lose Fortschrittsstaaten gegen böse interessen-egoistische Blockierer.

Wenn man der sozialen Situation und damit auch den Menschen in Syrien etwas mehr entsprechen will, muss man aber differenzieren. Und das bei einer meistens schlechten Informationslage derzeit. Dann gehen pauschale Vereinfachungen aber nicht mehr.

Die Entwicklung im Sicherheitsrat sollte ebenso differenziert dargestellt werden, da hier derzeit ein Umbruch zu einer neuen Weltordnungspolitik ansteht. Wenn das Völkerrecht aber nicht ein Spezialrecht bestimmter Staaten sein soll, sollte zumindest versucht werden, alle Regionen und soziale Positionen der Staaten-Welt (und idealerweise auch der Gesellschaften) als Repräsentanten der sozialen Strukturen anzuerkennen und nicht nur als "Blockierer". Das wird auch geschehen, da die Strukturen sich nicht per Einseitigkeit verändern (lassen). Aber die Darstellung der derzeitigen Veränderung mit einer Einteilung in "gut" und "böse" ist bisher deutlich zu oberflächlich und wird meiner Einschätzung nach der Situation nicht gerecht.

encolere (Gast) - 9. Feb, 18:51

Da gebe ich Ihnen vollkommen recht !
Es sind ja nicht nur die sogenannten Boulevard-Medien, sondern auch die sogenannte Qualitätspresse in den westlichen Ländern, die eine nicht nur vereinfachte Berichterstattung, sondern m.E. gezielte Desinformation über die tatsächlichen Verhältnisse in Syrien, wie übrigens auch in Lybien, verbreiten.
Sie sind aber auch Getriebene ihrer eigenen bipolaren Ideologie, hier die Demokratie, dort die Diktatur. Hier die Menschenrechte, dort deren Verletzung. Dieses Weltbild stellt nur eine neue Form kolonialen Denkens dar: hier der "Zivilisierte", dort der "Barbar". Und bis die letzten "Barbaren" eben vom fortschrittlichen Westen "zivilisiert" sind , herrscht ein neuer kalter Krieg. Daß die Realität wesentlich komplexer ist, Hegel spricht von "kokreter Totalität", interessiert allerdings diese neuen "kalten Krieger" nicht. Sie sind Gefangene ihrer eigenen Ideologie.

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