Lynx (Gast) - 24. Feb, 17:28

Warum diese unbegründete Angst vor der islamischen „Schari´a“?

Nachdem im 7. Jahrhundert die muslimischen Araber Syrien erobert hatten, gewährten sie der dortigen, damals noch mehrheitlichen, christlichen Bevölkerung als „Schutzbefohlene“ Religionsfreiheit, wie es die islamische Schari´a fordert. Im Rahmen dieses Schutzauftrages begab sich bspw. im 13. Jh. der bekannte islamische Religionsgelehrte Ibn Taimiyya unter Gefährdung seines eigenen Lebens zum Mongolenherrscher, um die Freilassung der verschleppten christlichen Schutzbefohlenen zu erwirken, nachdem die Mongolen in Syrien einen Raubzug unternommen hatten. Mit der teilweisen Abschaffung der islamischen Schari´a und der Gleichstellung der Christen als „Staatsbürger“ gegen Ende des Osmanischen Reiches wurden auch sie der Wehrpflicht unterstellt. Jahrhundertelang hatten sie unter der „Schari´a“ Religionsfreiheit und ein eigenes ziviles Rechts- und Unterrichtswesen gehabt, aber jetzt, nachdem sie von der Idee des Säkularismus besessen sind, haben sie Angst vor der „Schari´a“, weil sie dann als Christen in einem islamischen Staat wieder ihre eigenen religiösen Vorschriften einhalten müßten, was ihnen anscheinend zuwider ist – wie den „Kulturchristen“ in den westlichen Ländern.

JGuilliard - 24. Feb, 20:16

Weil es einen gesellschaftlichen Rückschritt bedeuten würde

Es geht nicht um eine allgemeine Angst vor der Scharia und noch weniger um Abneigung gegen die islamische Kultur. Aber was im 7. oder im 13. Jahrhundert fortschrittlich war, muß es heute längst nicht mehr sein. Wenn in einem Land die Trennung von Staat und Religion schon durchgesetzt ist, wäre ein Islamisierung und die Wiedereinführung strikten islamischen Rechtes natürlich ein eindeutiger gesellschaftlicher Rückschritt.
Nicht nur für die anderen Religionen, sondern natürlich auch die großen Teile der Bevölkerung, für die die Religion keine größere Rolle mehr spielt und/oder die wollen, dass sich die Politik und die gesellschaftlichen Regeln an zeitgemäßeren Richtlinien orientieren, als an Schriften und Gesetzen aus der Zeit des Feudalismus.
In Syrien kommt noch dazu, dass die Opposition von sehr radikalen, intoleranten, islamistischen Kräften dominiert wird die bereits jetzt Angehörige andere Religonen und Konfessionen angreifen. Die Angst davor dass diese militanten Islamisten mit Hilfe der alten Kolonialmächte und der arabischen Feudalherrscher die Macht an sich reißen können ist daher sehr berechtigt.
Der Bürgerkrieg droht daher wie einst im Libanon und vor kurzem im Irak auch entlang religiöser Konfliktlinien zu eskalieren.

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