Mohssen Massarrat (Gast) - 22. Jul, 22:33

Nicht nur Insiderinformationen als Beleg

Sehr geehrter Herr Chavi Dehdarian,

Sie erwecken in Ihrer Stellungnahme vom 18. Juli 2009 "Iran und die Wahlen" (https://jghd.twoday.net/stories/iran-wahlen-dehdarian/) den Eindruck, ich würde den Wahlbetrug des Regimes im Iran ausschließlich mit den aus dem iranischen Innenministerium herausgeschleusten Zahlen begründen. Sie unterschlagen dabei, dass ich in meinem Beitrag "Irans neue Revolution: Fakten und Mißverständnisse" vom 22. Juni 2009 ausdrücklich auf "viele Indizien", die ich anschließend auch ausführe, verweise, die dafür sprechen, dass die von der Opposition genannten Zahlen der Wirklichkeit näher liegen.

Da Sie sich mit Ihren Gegenbehauptungen ausdrücklich auf mich beziehen, möchte ich Sie hiermit auffordern, umgehend meine Argumente vollständig zu zitieren. Der Anstand gebietet, diese Korrektur unverzüglich vorzunehmen. Dabei sollten Sie wissen, dass bewusste Auslassungen von Argumenten deren Verfälschung gleichkommen.

Ungeachtet dessen ist Ihnen unbenommen, die offiziell verkündeten Wahlergebnisse des Regimes zu akzeptieren, wie alle Anhänger von Ahmadinedschad dies auch tun. Des weiteren spricht Ihre Darlegung, nicht das Regime, sondern die Opposition hätte durch Verfälschung eines Dokuments falsche Zahlen verbreitet, für sich: Ihren Ausführungen zu Folge sagt die Theokratie - die Ahmadinedschad alle erdenkbaren Möglichkeiten des Wahlkampfes (staatliches Fernsehen und Radioprogramme, Wahlreisen auf Kosten des Staates, staatsnahe Printmedien) bereitgestellt hat, die die Opposition aus dem gesamten Wahlverfahren ausgeschlossen hat, die alle entscheidenden Institutionen, wie das Innenministerium, den Wächterrat, die Judikative, vollständig beherrscht - ausgerechnet sie vverkündet die Wahrheit über die Wahlergebnisse? Dagegen sollen Mussawi und andere Kandidaten, die während des gesamten Wahlkampfes ein einziges Mal, und zwar im Fernsehduell ihre Meinung im staatlichen Fernsehen kundtun durften, deren Zeitungen verboten wurden, die die Wahlkampfkosten selbst tragen mussten, ausgerechnet diese Opposition soll in der Lage gewesen sein, die wahren Wahlergebnisse gezielt zu ihren Gunsten zu verfälschen, um dann den revoltenartigen Widerstand auszulösen?

Können Sie - die Glaubwürdigkeit Ihrer Analyse erst einmal dahingestellt - sich selbst die Frage beantworten, warum dann das Regime, das auch die Streitkräfte, die Polizei und die Bassidjis beherrscht, Mussawi, Karrubi und Rezai nicht wegen Verfälschung und Aufruhr verhaftet bzw. verurteilt hat, wozu es nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich in der Lage wäre? - von allen anderen Faktoren abgesehen, dass z. B. mit einer Ausnahme kein Großayatollah Ahmadinedschad zu seinem "Wahlerfolg" gratuliert hat, dass Großayatollah Montazeri in einer ausführlichen Fatwa dem Regime die Legitimität abgesprochen hat usw. .....

Also noch einmal, ich fordere Sie auf, Ihre auf mich bezogenen Angaben, wie oben erwähnt, auf jeden Fall zu vervollständigen. Noch besser wäre allerdings, darüber hinaus dieses mail auch über Ihren Verteiler zu verbreiten.

Beste Grüße
Mohssen Massarrat

JGuilliard - 22. Jul, 22:42

Nicht verfäscht widergegeben

Lieber Herr Massarrat,

Ich sehe nicht, dass Sie in irgendeiner Form verfälscht widergegeben wurden. Sie wurden nur als ein prominentes Beispiel genannt, das sich auf diese "Insiderinformationen" beruft. Oft, zuletzt in ihrem jüngsten FREITAG-Artikel, haben sie diese als alleiniges Argument für einen Wahlbetrug angeführt.

Ich finde es zudem inakzeptabel, dass Sie in ihrer Antwort Herrn Dehdarian, nur weil er eine Sicht hat, die Ihnen nicht paßt, faktisch zum "Anhänger von Ahmadinedschad" erklären. Es gibt doch ein wenig mehr Positionen als Mussawi- oder Ahmadinedschad-Anhänger zu sein.

Ihren Artikel "Irans neue Revolution: Fakten und Mißverständnisse" habe ich im übrigen gelesen. Belastbare Indizien für einen Wahlbetrug habe ich ehrlich gesagt da auch nicht gefunden. Im Wesentlichen führen sie ins Feld dass das offizielle Wahlergebnis nicht stimmen kann, weil Sie die politische Stimmung und die Mehrheitsverhältnisse anders einschätzen. - Auf Basis welcher Informationen, Sie zu dieser Einschätzung kommen, verraten Sie aber nicht. Die einzigen empirschen Daten, die aktuell verfügbar sind, sind die Umfragen vor den Wahlen und diese stehen nicht im Widerspruch zum offiziellen Ergebnis.

Die "ausführliche Fatwa" des Großayatollah Montazeri beeindruckt mich auch nicht sonderlich. Und die Tatsache, dass die Ayatollahs Ahmadinedschad nicht gratulierten, spricht doch eher für ihn, oder?

Ich fände es jedenfalls schön, wenn Sie auf die konkreten Argumente eingehen und nicht mit persönlichen Angriffen auf alle reagieren würden, die ihrer Sicht skeptisch gegenüberstehen.

Viele Grüße,
Joachim Guilliard
FARSHID (Gast) - 24. Jul, 12:11

Massarrat sieht wiedr rot

" Können Sie - die Glaubwürdigkeit Ihrer Analyse erst einmal dahingestellt - sich selbst die Frage beantworten, warum dann das Regime, das auch die Streitkräfte, die Polizei und die Bassidjis beherrscht, Mussawi, Karrubi und Rezai nicht wegen Verfälschung und Aufruhr verhaftet bzw. verurteilt hat, wozu es nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich in der Lage wäre?"
Moussavi und andere Kandidaten haben ausführlich und detailiert
beim Wächterrat die Wahlergebnisse als manipuliert angeprangert.
Das besagte " DOKUMENT" und andere "INSIDERBEHAUPTUNGEN"
werden hierbei nicht einmal erwähnt.
So oder so kann mann die spontane Proteste gegen schwarze (AHMADI und co.) sowie grüne (MOUSSAVI und co.) KLEPTOKRATEN unterstüzen. Wer wie Massarrat sich für Moussavi
entscheidet , müsste sich aber selbst leugnen:
Moussavi weist seine Vertreter im Ausland an, in ihren Reihen keinen zu dulden , der " Zweifel an heilige Ordnung der Islamischen Republik hegt." MOUSSAVI als Gegner der "THEOKRATIE" zu bezeichnen ist schlicht ignorant. Schon deshalb,
weil Massarrat selbst unentwegt aufführt, dass die meisten KLERIKER Moussavi unterstüzten. Massarrat`s DRECKSCHLEUDEREI gegen linke Personen und Organisationen, deren Vergehen darin besteht , den Tag vor dem Abend nicht loben zu wollen (Brecht), ist unertäglich. Massarrat dürfte die Rede Von Mussavi-vertreter - M. Makhmalbaf- im EU-Parlament
bekkant sein. hierbei behauptet Makhmalbaf u.a., Iran hätte schon die Atombombe und diese sei schon jetzt gegen die Welt
gerichtet , es sei fast schon zu spät darauf zu reagieren.......

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