Bischof Martinelli aus Tripolis: „Bombenangriffe: eine Niederlage für die Menschlichkeit“
Ein vehemter Kritiker des NATO-Krieges gegen Libyen und gleichzeitig auch ein sehr glaubwürdiger Augenzeuge dessen, was er anrichtet, ist der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli. Er berichtete bereits nach der ersten Woche über zivile Opfer und über Lebensmittelknappheit in Tripolis. Er ist zutiefst empört darüber, dass so etwas im Namen der UNO geschieht und von ihr nicht die geringesten Anstrengungen unternommen werden, die Kämpfe durch Verhandlungen zu stoppen. (Dank für den Hinweis an die Mailingliste FriedensTreiberAgentur FTA)
Ende März kamen von Martinelli die ersten unabhänigen Angaben über zivile Opfer der Nato. Seinen Informationen zufolge waren bei den Luftangriffen in verschiedenen Stadtteilen von Tripolis Dutzende Menschen getötet worden „Im Stadtteil Buslim wurde bei Luftangriffen ein Wohnhaus getroffen, in dem allein 40 Zivilisten ums Leben kamen. Bereits gestern hatte ich berichtet, dass bei Bombenangriffen auch Krankenhäuser beschädigt wurden."
Dieser Bericht wurde noch von westlichen Medien aufgenommen, auch wenn die Angaben über zivile Opfer mit Verweis auf Stellungnahmen der NATO sehr in Zweifel gezogen wurden.(siehe z.B. Bischof beklagt zivile Opfer der Luftangriffe in Libyen, Süddt. Zeitung, 31.03.2011) Anschließend ließ man ihn jedoch links liegen und beschränkte sich auf die Wiedergabe der Meldungen aus den NATO-Hauptquartieren und dem Lager der Aufständischen.
Martinelli lebt seit über 40 Jahren in Tripolis und ist daher ein exzellenter Kenner des Landes. Dennoch findet man seine Berichte seither nur noch in katholischen Medien, u.a. auf beim "Fidesdienst", der deutschen Ausgabe der Agenzia Fides.
Aus gutem Grund. Denn vor ein paar Tagen meldete dieser z.B. unter dem Titel Bischof Martinelli aus Tripolis: „Bombenangriffe: eine Niederlage für die Menschlichkeit“
Dieser Bericht wurde noch von westlichen Medien aufgenommen, auch wenn die Angaben über zivile Opfer mit Verweis auf Stellungnahmen der NATO sehr in Zweifel gezogen wurden.(siehe z.B. Bischof beklagt zivile Opfer der Luftangriffe in Libyen, Süddt. Zeitung, 31.03.2011) Anschließend ließ man ihn jedoch links liegen und beschränkte sich auf die Wiedergabe der Meldungen aus den NATO-Hauptquartieren und dem Lager der Aufständischen.
Martinelli lebt seit über 40 Jahren in Tripolis und ist daher ein exzellenter Kenner des Landes. Dennoch findet man seine Berichte seither nur noch in katholischen Medien, u.a. auf beim "Fidesdienst", der deutschen Ausgabe der Agenzia Fides.
Aus gutem Grund. Denn vor ein paar Tagen meldete dieser z.B. unter dem Titel Bischof Martinelli aus Tripolis: „Bombenangriffe: eine Niederlage für die Menschlichkeit“
„Am Ostermontag gab es verheerende Luftangriffe auf Tripolis, doch dies hat die Gläubigen nicht daran gehindert, an den Gottesdiensten teilzunehmen. ... In diesen Tagen haben wir auch Ortschaften in der Umgebung von Tripolis besucht, um anlässlich des Osterfests den dortigen Christen zu begegnen“, so Bischof Martinelli, „doch leider konnten wir dabei nicht in alle Ortschaften gelangen“.Am folgenden Tag hieß es: Bischof Martinelli: „Heute Nacht wurden unschuldige Zivilisten in der Umgebung der Kirche aus dem Schlaf gerissen: Wie können die Vereinten Nationen so etwas zulassen?
Der Apostolische Vikar von Tripolis beklagt im Gespräch ein weiteres Mal, dass man sich nicht um eine friedliche Lösung der Krise bemüht: „Die Vereinten Nationen, haben beschlossen, dass Krieg geführt wird und ziehen den Dialog als Mittel für eine Überwindung der Kontroverse nicht in Betracht. Alle wollen die Lösung mit Bomben erreichen. Dies ist sehr traurig, es ist schrecklich, denn es wird sich nichts ändern. Es ist eine Niederlage für die Menschlichkeit“.
Was den Beschluss der Behörden in Tripolis anbelangt, einheimische Stämme an der Vermittlung auf der Suche nach einem Ausweg aus der Krise in der Stadt Misurata zu beteiligen, die seit Wochen Zentrum dramatischer Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und regulären Streitkräften ist, und wo die Situation der Zivilisten sich dramatisch zugespitzt hat, sagt Bischof Martinelli: „Ich glaube, dass dies sehr vernünftig ist, denn die libysche Krise beschränkt sich nicht auf die Person Gaddafi alleine, sondern es betrifft das gesamte System der Beziehungen.
Man sollte sich dabei nicht auf Misurata beschränken, sondern einen Weg finden, der alle Stämme und den Reste der libyschen Bevölkerung am Dialog beteiligt“, so der Apostolische Vikar von Tripolis. (LM) (Fidesdienst, 27/04/2011)
Tripolis (Fidesdienst) – „Ich weiß nicht, welches Ziel in der Nähe der Kirche getroffen wurde, aber die Erschütterung durch die Bombe war schrecklich“, so der Apostolische Vikar von Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli. „Wir wurden eine halbe Stunde nach Mitternacht aus dem Schlaf gerissen und ich weiß nicht, welches Ziel die Bomben treffen sollten“, so Bischof Martinelli. „Hier in der Umgebung wohnen viele Familien mit Kindern. Die Menschen verließen von der Panik ergriffen ihre Wohnungen und gingen auf die Straße. Es heißt, dass die Bomben gezielt abgeschossen werden, doch sie erschüttern das Leben unschuldiger Menschen. Wie kann man denken, dass man eine Stadt bombardiert, ohne dass dies Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung hat. Man versetzt die Menschen in Panik. Wie können die Vereinten Nationen so etwas zulassen?“, fragt sich der Apostolische Vikar in Tripolis. ....Eine Woche zuvor schrieb die Agenzia Fides Bischof Martinelli: „Der Krieg kann die soziale Krise nicht lösen, sondern nur verschlimmern“
... „Gestern habe ich Journalisten und Mitarbeiter verschiedener Nichtregierungsorganisationen aus London getroffen, die sich über die Bedürfnisse der Bevölkerung informieren wollten“, so Bischof Martinelli. „Etwas hat mich bei diesem Gespräch besonders beeindruckt: meine Gesprächspartner baten mich immer wieder, die Wahrheit zu berichten, denn ihrer Ansicht nach seien in den vergangenen Wochen über Libyen zu viele Lügen verbreitet worden. [Martinelli spricht hier von der Delegation der "British Civilians for Peace in Libya", die nach Libyen reiste um die Vorwürfe gegen die libysche Regierung, mit denen der Krieg gerechtfertig wurde, zu überprüfen. J.G.]
Darauf habe ich geantwortet“, so der Apostolische Vikar weiter, „dass ich nur erzählen kann, was mir selbst in den vergangenen Wochen passiert ist. Was die internationalen Medien berichten kann ich nicht bestätigen, da ich vieles nicht selbst erlebt habe.
Fest steht, dass es Vorurteile gegenüber der libyschen Führung gibt, und einige Entscheidungen zu rasch getroffen wurden. Es wurde für den Krieg entschieden, ohne vorher einen diplomatischen Weg zu suchen, der vielleicht möglich gewesen wäre. Dies ist etwas, was mir sehr leid tut“.
„In den 40 Jahren meines Dienstes in Libyen kann ich nur sagen, dass wir nie Schwierigkeiten hatten, wenn es um die katholische Gemeinde des Landes ging. Ich durfte Kranke und deren Pflegepersonal besuchen. Viele Ärzte und Krankenpfleger, die in Libyen tätig sind und die zum größten Teil Christen sind, haben ebenfalls keine Schwierigkeiten. Ich kann diese 40 Jahre, die ich hier zusammen mit meiner Herde erlebt habe nicht verleugnen“, so der Apostolische Vikar.
... „Gewiss, die Krise hätte verhindert werden können, wenn man den Bedürfnissen der jungen Menschen mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätte. Doch der Krieg kann eine soziale Krise nicht lösen. Im Gegenteil, er verschlimmert das Ganze und es kommt zu einer Spirale der Zerstörung, aus der man nur schwer wieder herausfindet“, so Bischof Martinelli. ... (LM) (Fidesdienst, 20/04/2011)
JGuilliard - Freitag, 29. April 2011
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