Ahmadinedschad in Genf - der verabredete "Eklat"

Die zwischen Regierung und Medien sehr gut abgestimmte medialen Aufregung diente ganz offensichtlich der propagandistischen Vorbereitung der nächsten Eskalationsschritte gegen den Iran. Mehr noch wurde sie aber zur Entlastung Israels eingesetzt, das durch den Gaza-Krieg und die Wahl einer rechtsradikalen
Regierung international stark unter Druck steht. Und an sich wäre die Konferenz selbstverständlich der richtige Ort gewesen, um den Charakter der israelischen Besatzungspolitik zu diskutieren.
Ein lesenswerter Artikel dazu erschien in der Wochenschrift FREITAG. "Was genau sagte Ahmadinedschad in Genf ? - Die mediale Erregung nach dem Auftritt des iranischen Präsidenten in Genf war groß. Doch offenkundig hat Ahmadinedschad gar nicht gesagt, was ihm vorgeworfen wird" , Rudolf Walther, FREITAG, 23.04.2009

Angenehm sachlich hebt sich auch das dort zitierte Interview des schweizer Tagesanzeiger mit dem schweizer Nahost-Experte Arnold Hottinger vom Mainstream ab. «Ahmadinejad hat sich in Sachen Holocaust gemässigt»
Der 83-jährige Hottinger, der 31 Jahre lang für verschiedene Medien aus dem Nahen Osten berichtete, hält die Kritik am iranischen Präsidenten für übertrieben. Ahmadinejad habe „sich in Sachen Holocaust gemäßigt.“ Er sei "eine umstrittene Figur, aber nicht der Teufel, zu dem er gestempelt wird. Er weist auf Punkte hin, die diskutiert werden müssen – etwa die Staatsgründung Israels. Was bedeutete das für die Bevölkerung, die zuvor dort gelebt hat. Und was für eine Politik betreibt Israel heute gegenüber den Palästinensern? Ist das nationalistisch? Oder gar rassistisch?“
Für den FREITAG ist der "Lautsprecher Ahmadinedschad der zuverlässigste Partner beim Verhindern einer Debatte dieses Besatzungsregime". Das ist sicherlich richtig. Allerdings war es völlig egal was A. sagte, die Berichte in den westlichen Medien hatten mit dem Wortlaut seiner Rede wenig zu tun.

Eine komplette deutsche Übersetzung der Rede steht bei der Badischen Zeitung
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/ausland/ahmadinedschads-rede-im-wortlaut--14089888.html

Siehe auch meinen Leserbrief an FR, RNZ, Spiegel und SZ.

Gute Berichte gab es natürlich auch in der jungen Welt:
Knut Mellenthin, 22.04.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
-- Eiferer in Genf - Antisemitismusvorwurf und Hitler-Verharmlosung: Die Israel-Kritik des iranischen Präsidenten auf der UN-Konferenz gegen Rassismus löst erwartete Reflexe aus
-- Ahmadinedschad in Genf: »Der UN-Sicherheitsrat stabilisiert das Besatzungsregime«
-- Auszüge aus der Rede in einer Übersetzung von Knut Mellenthin
-- Presseschau. Großes Fiasko
Die iranische Internetplattform www.presstv.ir veröffentlichte die Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf der Antirassismuskonferenz in Genf in englisch

Im iranischen PressTV gibt es noch Ausschnitte einer anschließenden Pressekonferenz:
Ahmadinejad explains his logic on racism

Thomas Immanuel Steinberg hat auf seinem Blog http://www.steinbergrecherche.com einige weitere Infos zusammengetragen.

So z.B. die Die Lügen über Ahmadinedschad und die Moral aus dem Buche Esther

Selbst der Guardian berichtete übrigens mit Schaum vor dem Mund. Hier fand ich auch mein erstes Beispiel, wie stark Hetze und Wahrheit differieren.

Laut Guardian hat A. gesagt:
He spoke in Geneva's Palais des Nations and used language probably not heard there since it was built to house the doomed League of Nations in the dark days of the 1930s. He said Zionists had thoroughly infiltrated western countries. They had penetrated into the political and economic structure including their legislation, mass
media, companies, financial systems, and their security and intelligence agencies ... to the extent that nothing can be done against their will", he told delegates from around the orld.
Tatsächlich hat er gemäß des engl. Übersetzung bei Press.TV gesagt:
They mobilize all the resources including their economic and political influence and world media to render support in vain to the Zionist regime and to maliciously diminish the indignity and disgrace of this regime.

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