Verantwortliche für Kundus-Massaker bestrafen - updated

Die Berichterstattung über das Kundus-Massaker, insbesondere in unserem Lokal-Blatt Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ), inklusive eines Interwiews mit dem örtlichen Kriegstreiber und CDU-MdB Karl A. Lamers provozierte mich zu einem Leserbrief an RNZ und fast gleichlautend an die FR.

Update: Die RNZ druckte den Text am 24.12. vollständig ab. Ich bekam darauf noch am selben Tag eine Menge erboster Zuschriften und Telefonanrufe, mit ähnlichem Inhalt: man sei ja auch gegen den Einsatz in Afghanistan, das sei nur dummer Gerhorsam gegenüber der USA. Aber wenn die Bundeswehr nun schon mal dort sei, so müsse sich auch schützen und den Gegner angreifen dürfen. Zwischen Zivilisten und Taliban könne man dabei nicht unterscheiden, da letztere ja nicht uniformiert seien. Und wer sich in deren Nähe aufhält sympahtisiere vermutlich mit ihnen, ist auf jeden Fall selber schuld, wenn's ihn miterwischt.
 
Alle Verantwortlichen für das Kundus-Massaker müssen bestraft werden.

Über die Diskussion, in welchem Ausmaß Kanzlerin und Verteidigungsminister Informationen zurückhielten, um sich über die Wahlen zu retten, droht der viel wichtigere Punkt, die Tat selbst, aus dem Blick zu verschwinden.

Unabhängig davon, wer wann was erfahren hat und ob man von Krieg, kriegsähnlichen Zuständen oder Stabilisierungseinsatz redet: die Bombardierung einer Menschenmenge in der sich Zivilisten befinden, ohne diesen durch eine Vorwarnung die Möglichkeit zu geben, sich zu entfernen, ist in jedem Fall ein schweres Kriegsverbrechen.
Der kommandierende Oberst Klein handelte aber sogar mit dem erklärten Vorsatz, möglichst viele „Aufständische“ umzubringen. Und dies ohne Rücksicht auf Zivilisten, da er, wie er in seinem Bericht an die NAO schrieb, überzeugt war, „nur Feinde des Wiederaufbaus zu treffen“. Er handelte somit in der typischen Logik von Besatzungstruppen, für die sehr bald die gesamte Bevölkerung, die die gegnerischen Kämpfer deckt, zum Feind wird.

Wäre es um die Tanklaster gegangen, so wäre es wohl kaum ein Problem gewesen, mit der dem Oberst zur Verfügung stehenden Zahl von Soldaten sowie zwei Kampflugzeugen, die Zivilisten zu verjagen und die Räuber unschädlich zu machen. Es ist daher Unfug, wenn Karl. A. Lamers die angebliche Gefahr von rollenden Bomben ins Spiel bringt. Offensichtlich hatte die Truppe die Laster durch die Luftüberwachung ständig im Blick und hätte sie im Ernstfall zu jeder Zeit zerstören können.

Unfug ist es auch, nun die Verunsicherung deutscher Offiziere zu beklagen. Wer nicht weiß, dass man nicht auf Zivilisten schießen darf, selbst wenn politische Gegner darunter sind, dem sollte man kein Gewehr in die Hand geben und noch weniger den Oberbefehl über moderne Vernichtungswaffen.

Oberst Klein muss vor Gericht und alle, die ihn vor Ort dabei berieten, ihm zuarbeiteten, ihn drängten etc. ebenfalls. Da die Offiziere sich durch eine, von der Bundesregierung angeordneten, neuen Eskalationsstufe im Krieg gegen Taliban & Co. ermutigt gefühlt haben dürften, die auch vermehrt gezielte Tötungen von Gegnern vorsieht, müssen sich Kanzlerin Merkel, Franz-Josef Jung und der damalige Kanzleramtschef Thomas de Maizière gleichfalls vor Gericht verantworten.

Mit freundlichen Grüßen,
Joachim Guilliard

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